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PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Klinikum Dritter Orden (12/2011 bis 4/2012)

Station(en)
6
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Als ich in meinem ersten PJ-Tertial in der Chirurgie im dritten Orden antreten musste, hatte ich schon ein wenig Bedenken, da die Chirurgie im Studium sehr kurz gekommen ist und ich auch nie chirurgisch famuliert hatte. Ich wurde dann jedoch �beraus nett aufgenommen und habe mich schnell eingelebt und wohlgef�hlt.
Es gibt zwei PJ-Mentoren, die insofern optimal gew�hlt sind, da sie noch jung genug sind, um an uns Studenten noch nah genug dran zu sein, aber andererseit schon so lang dabei, dass sie sich selber schon super auskennen und eine gewisse Erfahrung mitbringen. Sie haben mir den Einstieg ungemein erleichtert und sich auch immer wieder nach meinen Anliegen und W�nschen/Kritiken erkundigt, so dass ich mich echt gut aufgenommen gef�hlt habe.
Auch die f�r einen PJler erforderlichen Skills wurden mir dann nach und nach beigebracht, sei es das N�hen und Kn�pfen, die Abdomenuntersuchung oder Tipps beim Nadeln legen und und und. Es ist auch meiner Meinung nach nicht selbstverst�ndlich, dass ein junger Arzt nach seinem Nachtdienst extra noch l�nger dableibt, um mir ausf�hrlich eine chirurgische Abdomenuntersuchung am Patienten beizubringen.

Aber auch alle anderen �rzte dort waren �beraus nett, hilfsbereit und geduldig mit mir und meinen Fehlern, so dass ich mich selten so wohl gef�hlt habe wie im Chirugieteam im Dritten Orden. Dasselbe gilt nat�rlich auch f�r die Schwestern sowohl auf Station als auch im OP. Das ungeschriebene Gesetz, dass der Ton in der Chirurgie gew�hnlich sehr rau ist, kann ich aus meiner Zeit �berhaupt nicht best�tigen. Vom Chefarzt �ber die Ober�rzte bis zu den Assistenten behandelte mich jeder �u�erst respektvoll und kollegial und die meisten erkl�ren auch bereitwillig, man muss sich nur trauen zu fragen, was ich in der Nachbetrachtung noch �fters h�tte tun sollen, gerade bei den gro�en OPs, bei denen schon eine konzentrierte Stimmung herrschen kann.

Nun zu den T�tigkeiten:

Man hat einen eigenen Spind in der Umkleide und bekommt auch die komplette W�sche gestellt (Hose, Kittel und blaues Hemd, welche man sich jederzeit in der W�scherei - ge�ffnet nur bis 14 Uhr- nachholen kann).
Der Arbeitstag beginnt dann um 7 Uhr mit der Visite. Hier empfiehlt es sich, sich zun�chst einmal einen �berblick �ber die Anzahl der Blutabnahmen und Braun�len zu machen. Es h�lt sich jedoch immer in Grenzen, da die gehf�higen Patienten selbst�ndig ins Labor zur Blutentnahme geschickt werden.
Ich habe es dann so gehalten, dass ich je nach Anzahl der Blutentnahmen mit auf Visite gegangen bin oder gleich meine Runde gestartet habe. Manchmal habe ich dann die halbe Visite geschafft, manchmal die ganze, manchmal war ich aber in der Zeit nur mit Blutentnahmen besch�ftigt, die dann teilweise gar nicht so leicht sind, da ja die Patienten mit den guten Venen ins Labor geschickt werden. Dabei kann man nur sagen nicht verzweifeln, man wird wirklich besser und die �rzte haben auch wirklich Geduld mit einem.

Von 7.45 bis 8.00 Uhr ist dann die Morgenbesprechung, in der Neuaufnahmen und das Tages-OP-Programm durchgegangen werden und von 8.00 Uhr bis 8.15 Uhr dann die R�ntgenbesprechung, in der man auch einiges mitnehmen kann, ehe dann das OP- Programm losgeht.

Den OP-Plan sollte man sich schon in der Fr�h ausdrucken, um einzusch�tzen, ob man gleich in den ersten OPs gebraucht wird. In dem Fall habe ich mir die Morgenbesprechungen geschenkt, um mit meinen Stationsarbeiten bis dahin fertig zu sein, damit die Assistenz�rzte die nicht selber machen m�ssen, w�hrend ich im Op stehe. Auf Station kann man n�mlich au�er den Blutentnahmen selbst�ndig Drainagen ziehen und sp�len, Verb�nde wechseln oder den Patienten nach den Struma-OPs im HNO-Raum den Kehlkopf spiegeln. Die jeweilige to-do-list f�r die Patienten auf Station steht in so einer Art Kalenderb�chlein, welches w�hrend der Visite ausgef�llt wird. Dies kann man, wenn man auf Visite dabei ist, auch gerne selbst �bernehmen.
All diese T�tigkeiten nehmen den �rzten viel Arbeit ab und f�hren dazu, dass man gut ins Team integriert wird. Im Gegenzug wird einem dann auch viel erkl�rt, so dass ein beiderseitiger Nutzen gegeben ist.

Einmal die Woche ist Chefvisite, was dazu f�hrt, dass ein ganzer Rattenschwanz an Wei�kitteln die Patientenzimmer �berrennt. Es muss hier immer schnell gehen, da die Besprechungen nahen, so dass ich hier trotz versammeltem Know-How wenig lernen konnte. Aber sonst erkl�ren sowohl der Chef als auch die Ober�rzte gerne und ausf�hrlich.

Jetzt zum OP:

Auch hier war ich ein v�lliger Neuling, zumindest, was steril am Tisch stehen betrifft. Die meisten OP-Schwestern sind sehr nett und erkl�ren einem auch das Einmaleins. Klar gibt es einige �ltere, die f�r Studenten ein gar nichts �brig haben, aber das ist ja normal. Selbst als ich mich anfangs ein, zwei mal unsteril gemacht habe, hat mir niemand den Kopf abgerissen.

�ber die Struma-Chirurgie im Dritten Orden ist ja schon einiges geschrieben worden. Es gibt nach wie vor noch keine eindeutige Regelung, zu welchen Strumen man dazugehen soll und welchen man fernbleiben darf. Es kommt sehr auf die Studentenbesetzung an, bei wie vielen man t�glich assistiert. So kam es schon mal vor, dass ich an manchen Tagen nichts anderes gemacht habe von 9 bis 17 Uhr und an anderen andere OPs angeschaut oder auf Station ausgeholfen habe, aber dann ger�gt wurde, weil kein Student in der Struma-OP war. Im Schnitt w�rde ich sagen, war es eine Struma am Tag �ber das gesamte Tertial gesehen und sonst ist das gef�hlsm��ig sogar weniger, da wir zu meiner Zeit nur zwei einsatzf�hige PJler in der Allgemeinchirurgie waren.

Sicher, man steht hinter dem Kopf und h�lt die Haken, aber wenn man einen Nutzen f�r sich daraus zieht, kann es durchaus auch lehrreich sein. Zu empfehlen ist es, sich einen niedrigeren Antritt zu nehmen, um R�ckenweh zu vermeiden. Es ist dann auch gar nicht anstregend, wie hier schon so oft bem�ngelt. Nat�rlich geht dies zu Lasten der Sicht, aber auch mit dem h�chsten Antritt ist diese sehr mau. Man kann jedoch jederzeit Fragen stellen und mit Operateuren und sonstigen Anwesenden scherzen, so dass ich die Stimmung eigtl immer ziemlich genossen habe und die Zeit dann auch recht schnell vorbeigegangen ist. Das Highlight folgt aber immer zum Schluss, wenn der Oberarzt abtritt und man dann beim Zumachen assistieren darf. Die meisten Assistenten lassen einen dann kn�pfen (je nach F�higkeitenstand) und die subkutane Hautnaht machen. Diese ist vor allem anfangs anspruchsvoll, wird einem aber gerade auch von den PJ-Mentoren aufopferungsvoll und geduldig beigebracht, so dass man am Ende eines Tertials in Geschwindigkeit und Qualit�t der Naht den Assistenten schon einigerma�en nahekommt ;-)
Dies hat dazu gef�hrt, dass ich sogar die "verhassten" Strumen eigtl ganz gern gemacht hab.

Schaut aber trotzdem, dass ihr auch die andren OPs sieht, denn der Dritte Orden bedient fast die gesamte Palette der Allgemein- und Gef��chirurgie. Bei den laparoskopischen OPs kann man, wenn es die Zeit erlaubt, jederzeit gerne zuschauen und bekommt ausf�hrliche Erkl�rungen. Klar kann man auch mal zur Anatomie befragt werden, aber auch wenn man zur Antwort passen muss ist das kein Beinbruch.

Bei den gro�en Bauch-OPs haben wir durchsetzen k�nnen, dass fest auf dem OP-Plan steht, bei welchen ein PJler am Tisch assistieren darf. So habe ich beispielsweise OP-Klassikern wie dem Whipple, der Gastrektomie, einer Lungenlappenresektion und und und beiwohnen d�rfen und da auch einiges mitnehmen k�nnen. Stellt euch in dem Fall darauf ein, dass es lange dauern kann und auch anstrengend werden kann, zumal man als 4. Assistent nur eingeschr�nkte Sichtverh�ltnisse hat. So kam es vor, dass ich es an manchen Tagen weder zum Mittagessen noch zur PJ-Fortbildung geschafft habe, also empfiehlt es sich auf jeden Fall, ordentlich zu Fr�hst�cken(auf den Stationen besorgen die Schwestern immer Semmeln und Brezen, so dass man ausgiebig fr�hst�cken kann).
Entsch�digt wird man aber auch hier durch Erkl�rungen zur Anatomie oder zum Hintergrund, die aber meiner Meinung nach teils noch etwas ausf�hrlicher h�tten ausfallen k�nnen. Man traut sich n�mlich doch nicht. st�ndig Fragen zu stellen, wenn die Operateure h�chst konzentriert sein m�ssen. Auch bei den gro�en OPs darf man am Schluss dann beim Zumachen (Tackern oder N�hen, Drainagenannaht etc) helfen.
Mit der Zeit habe ich dann echt einen guten Einblick in die Chirurgie bekommen und es hat nahezu in jeder Operateur-Assistenten-OP-Schwestern-Konstellation richtig Spa� gemacht.

Wenn man vormittags anstatt im OP auf Station ist, kann man dort einen guten Einblick in die Stationsarbeit bekommen, selbst�ndig Untersuchungen anmelden, Laborzettel ausf�llen oder auch Arztbriefe schreiben. Die Neuaufnahmen darf man als Student leider noch nicht aufkl�re, man kann aber behilflich sein, wenn man die mitgebrachten Unterlagen sortiert und sich dann �berlegt, welche pr�operativen Untersuchungen noch n�tig sind. Man kann auch hierbei eine Menge lernen, wenn man flei�ig dabei ist und auch Fragen stellt.

Wenn mal nichts geboten ist, kann man auch jederzeit in der Notaufnahme vorbeischauen. Man lernt hier beispielsweise das klassische Vorgehen beim akuten Abdomen, insbesondere bei Appendicitisverdacht bei Unterbauchschmerz oder auch beim Gef��- oder Wundpatienten. Interessant war vor allem die Indikationsstellung zur OP. Es kann aber auch sehr zerm�rbend sein, wenn lediglich bekannte Patienten zum Verbandswechsel kommen, aber dann geht man halt wieder auf Station oder in den OP.

Hier habe ich noch einen Tipp: Macht mal einen Nachtdienst mit, da hier nur die wirklichen Notf�lle kommen und man wirklich viel mitnehmen kann. Schaut halt, wann ein Mentor Dienst hat oder auch einer von den vielen andren netten �rzten. Es gibt ein super Zimmer zum �bernachten auch f�r Studenten.


Ab 14 Uhr ist von Montag bis Donnerstag dann die relativ neu eingef�hrte PJ-Fortbildung, bei der pro Woche ein Leitsymptom im Vordergrund steht, das dann von den verschiedenen Fachrichtungen abgearbeitet wird. Es kann nat�rlich hier von sehr interessant bis langweilig gehen, je nach Interesse und Dozent. Wie gesagt, habe ich es oft aufgrund des straffen OP-Programms nicht dorthin geschafft. Ich habe jedoch zumindest darauf geachtet, die chirugischen Themen zu besuchen, da man hier gut den Hintergrund zum t�glichen OP-Alltag vermittelt bekommt.

Ich hoffe, ich konnte mit meinem Text euch ein bisschen den chirurgischen Alltag im Dritten Orden vermitteln und meine tolle Zeit dort widerspiegeln.

Ein Kritikpunkt ist aber, dass ich noch gerne mehr Examenswissen,insbesondere hinsichtlich praktischer F�higkeiten vermittelt bekommen h�tte. Zu selten habe ich einen Bauch abgetastet, einen Pneumothorax perkutiert oder etwa eine Leistenhernie entdeckt, so dass ich mich in der k�rperlichen Untersuchung immer noch nicht wirklich firm f�hle. Das liegt aber nicht unbedingt an den Assistenten, die einen tollen Job in der Studentenbetreuung machen, sondern eher am fordernden Stationsalltag. Hier h�tte ich im Nachhinein mehr Eigeninititative in der begrenzten Zeit, in der man nicht im OP steht oder sonst aushilft, zeigen sollen. Es hei�t aber nicht, dass ich jetzt nicht wei�, wie man beim akuten Abdomen vorgeht oder etwa die Verschlussdr�cke beim pavK-Patienten misst. Die Theorie wurde mir auf jeden Fall super n�her gebracht, der Rest kommt dann denke ich mit der Erfahrung, wenn man es immer wieder selber macht. Gerade die B�uche sind als Anf�nger teilweise schwer zu beurteilen, es kann gut sein, dass ich hier auch die Anspr�che an mich zu hoch gestellt habe.

Ich habe jedenfalls sehr viel mitgenommen, was ich anfangs so nicht erwartet habe und mich f�r das, was da so kommen mag, vom Chef sowie den Ober�rzten und Assistenten, vor allem auch den PJ-Mentoren sehr gut vorbereitet sehe.

Es waren echt 4 Monate, die ich nicht missen m�chte und in denen ich mich zum ersten mal in meiner Studentenzeit als wertvolles Teammitglied gef�hlt habe. Jederzeit w�rde ich wieder dort hingehen. Habe ich die Chirugie hinsichtlich meiner Zukunftsplanung im Vorfeld noch komplett ausgeschlossen, so wird sie jetzt zumindest in meine �berlegungen mit aufgenommen, dank dem Team im Dritten Orden.

Vielen Dank an alle !

Unterricht
4x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
Repetitorien
Fallbesprechung
EKG
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Mitoperieren
Untersuchungen anmelden
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13