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PJ-Tertial Chirurgie in Asklepios Klinik Lich (12/2011 bis 3/2012)

Station(en)
2a, 2b, 4b, 5b
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Giessen
Kommentar
TAGESABLAUF
W�hrend meines PJs waren Allgemein- und Unfallchirurgie noch eine Abteilung unter Prof. Hild. Mit dessen Berentung wurden die Abteilungen getrennt. Die Assistenten haben sich entsprechend ihrer Pr�ferenzen auf die Abteilungen aufgeteilt.
Visite beginnt zwischen 06:30 Uhr und 06:45 Uhr. Um 07:30 ist Fr�hbesprechung. Wenn man Gl�ck hat geht man im Anschluss in den OP, wenn man Pech hat muss man ein Bad in einer ekelhaften Mixtur aus gef�hlten 100 Blutentnahmen (von denen 80 unn�tig sind), Braun�len, i.v. Medikamenten und garstigem, �berforderten Personal nehmen.

POSITIV
- Umgangston im OP. Nette Ober�rzte
- Mittagspause ist regelm��ig m�glich.
- Essen umsonst (aber von bestenfalls mittelm��iger Qualit�t)
- Kleidung gestellt
- 400 EUR Bezahlung, wenn 4 Wochenenddienste im Tertial geleistet werden.
- Wenn man Ambulanzzeit und Dienste geschickt legt (d.h. mit dem richtigen Ambulanzarzt / Diensthabenden zusammen) kann man viel machen und lernen.
- Braun�len legen kann man nach diesem Tertial mit Sicherheit ;-)



NEGATIV
- Das Pflegepersonal hat gr��tenteils leider keine Erziehung genossen und ist z.T. frustriert mit der eigenen T�tigkeit. Deshalb wird h�ufiger mal versucht etwas Frust am PJler abzulassen. Ich kann nur jedem empfehlen, der in dieser H�lle landet ziemlich schnell klar zu machen, dass man Wert auf die grundlegenden Regeln der H�flichkeit legt und ein erwachsener Mensch ist der 5 Jahre studiert hat und kein kleines Schulkind. Das entspricht n�mlich in etwa dem Ton, den man dort begegnet.
- 80-90% der Assistenten haben scheinbar vergessen, dass sie auch mal PJs waren. Das geschieht erstaunlich schnell. Bei einem Exemplar schon 4 Monate nach dem Examen. O-Ton: �Ihr seid in erster Linie nicht hier um was zu lernen, sondern um die �rzte zu entlasten.�
Als PJ-ler ist man die �Nadelschlampe� des Hauses und leider ist das auch allgemeiner Konsens.
Wir waren zu dritt. Meist war einer im OP und einer hatte Studientag. Das Telefon klingelt permanent und jede Braun�le ist wichtiger als die Andere. H�ufig muss man dabei die mangelnde Organisation der Station ausbaden. Da meist erst bemerkt wird dass die Braun�le fehlt, wenn der Patienten zum CT abgeholt werden soll o.�.. Allerdings kann man nat�rlich nicht �berall sein, den Anpfiff bekommt man allerdings trotzdem.
Der Gipfel der Dreistigkeit ist einfach, dass das Pflegepersonal in solchen F�llen lieber einen PJ anruft als den Stationsarzt zu fragen, der neben der jeweiligen Pflegekraft sitzt.
- Ein ganz gro�es Problem ist, dass man nicht nur f�r seine Station verantwortlich ist, sondern f�r die ganze chirurgische Abteilung. Diese ist riesig und dominiert die gesamte Klinik. Auf Dauer ist es einfach nur frustrierend jeden Tag f�r 4 gro�e Stationen Blut abzunehmen und wieder nach Hause zu gehen.
Als ich das am Ende des Tertials mal in einem ruhigen Moment mit einem OA thematisiert habe (h�tte ich fr�her machen sollen), war dieser ganz verwundert, dass wir f�r das ganze Haus blutabnehmen. Wir haben das leider sowohl von unseren Vorg�ngern, als auch von den Assistenten so eingetrichtert bekommen und deshalb mitgemacht. Ich kann Euch nur empfehlen, Euch auf Eure Station zu beschr�nken und das auch so kommunizieren. Im Zweifelsfall auch mit einem OA, die insgesamt recht PJ freundlich sind.
- Man darf nur 2 Wochen in die Ambulanz. Auch wenn man mal nichts zu tun hat (was je nach PJ Besetzung h�ufig oder gar nicht vorkommen kann) ist man in der Ambulanz nicht erw�nscht. Warum das so ist konnte mir auch keiner erkl�ren. Wahrscheinlich ist die Angst zu gro�, dass irgendwo eine Braun�le liegen bleibt.
In der Ambulanz lernt man logischerweise nicht nur am meisten, sondern genau genommen ist es der einzige Ort im Haus an dem man �berhaupt etwas lernen kann. Auch hier wird man allerdings v�llig dreist angerufen um Viggos zu legen und blutabzunehmen, obwohl man w�hrend dieser 2 Wochen ganz offiziell nicht zust�ndig daf�r ist. Man wird ebenso nicht in den OP eingetragen. Die Stationsarbeit habe ich w�hrend dieser Zeit dann auch �verweigert�. Es sei denn es war in der Ambulanz nichts los und der Stationsarzt war nett (einige wenige nette gibt es).
- Die T�tigkeit im OP beschr�nkt sich zum Gro�teil auf das Haken halten. Je nachdem mit welchem OA man im OP ist, darf man auch zun�hen (allerdings muss man sich das h�ufig erbetteln). Es ist mir auch schon passiert, dass der Oberarzt explizit mich gebeten hat die Hautnaht zu machen und den OP verlassen hat und der Assistent mir praktisch die Nadel aus der Hand genommen hat und selbst zugen�ht hat. Daf�r soll man aber immer sch�n mit der An�sthesie ausschleusen.
Im Anschluss an dieses Ereignis bin ich so verfahren bei einigen Assistenten nur noch auszuschleusen, wenn ich auch zun�hen durfte. Andernfalls hab� ich das den jeweiligen Assistenten selbst machen lassen.

- Die Feiertags- / Wochenenddienste (von 8-20 Uhr) sind nicht minder katastrophal. Man kann durchaus bis 16 Uhr mit Blutentnahmen, Viggos und dem Spritzen von i.v. Medikamenten besch�ftigt sein (die Schwestern spritzen nicht mal Furosemid und h�ngen auch keine Erstantibiosen an).
Es haben immer zwei �rzte Dienst. Einer ist auf Station und sollte eigentlich die Arbeit machen, die ihr macht. Geholfen wird Euch deshalb aber trotzdem nicht, sondern lieber Briefe geschrieben. Der Andere ist in der Ambulanz. Ihr solltet Eure Dienste m�glichst immer mit einem Ambulanzarzt machen, mit dem Ihr Euch gut versteht. So wird man auch mal angerufen um zu reponieren oder eine Wundversorgung durchzuf�hren. Ich durfte bspw. eine Extension bei SHF anlegen und eine kleine ambulante Metallentfernung selbstst�ndig durchf�hren.
�brigens hat man anfangs versucht uns an Weihnachten (inkl. Heilig Abend) einen Dienst aufzuschwatzen, den wir aber verweigert haben. Dann war das Thema auch schnell erledigt, was es aber nicht minder unversch�mt macht.
- Operatives Spektrum. Unfallchirurgisch wird eigentlich alles an g�ngigen Osteosynthesen und Prothesen durchgef�hrt. Viszeralchirurgisch f�llt nicht viel an. Meist handelt es sich um Cholezystektomien, Hernien und kolorektale CA. In den 4 Monaten, in denen ich dort war wurde eine Schilddr�se und ein Pankreas-CA (Whipple) operiert, es gab� auch 2 Thorakoskopien. Wer gro�e Chirurgie und Polytraumen sehen m�chte, ist hier leider fehl am Platz.
Die Chirurgie am Uniklinikum bietet in dieser Hinsicht nat�rlich mehr und soll auch studentenfreundlicher sein als ihr Ruf.
- Fortbildungen leider zu unregelm��ig, aber meist von guter Qualit�t.
- Nahezu kein Teaching oder pers�nlicher Benefit bei Visiten. Hab� nie verstanden, weshalb ich da �berhaupt dabei bin.

FAZIT
Ich bin wirklich chirurgiebegeistert und heute auch chirurgischer Assistenzarzt und hatte mich sehr auf dieses Tertial gefreut. Dennoch war dieses Tertial einfach nur schrecklich. Ich kann Euch nur raten Euch mit H�nden und F��en zu wehren, wenn man Euch dort hinstecken will. Tauscht, geht ins Ausland oder was �weiss-ich. Viel schlechter k�nnt ihr es nicht erwischen!
Auch die 400 Euro haben mich nicht ausreichend daf�r entsch�digt mitten in der Nacht aufzustehen und dann 8 Stunden ohne pers�nlichen Benefit zu arbeiten. Lieber h�tte ich auf das Geld verzichtet und daf�r eine anst�ndige Ausbildung erhalten. Das �erw�nschte� Arbeitsende w�re �brigens gegen 16:30 nach der Mittagsbesprechung gewesen (also nahezu 10h Arbeit!). Aufgrund der Umst�nde dort habe ich aber nach 8h alles fallen gelassen und bin nach Hause gegangen.
Schlie�lich ist das PJ keine moderne Sklavenhaltung. Wer nichts bietet, kann auch nichts erwarten.
Bewerbung
Lasst es besser!
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
Repetitorien
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Poliklinik
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
400 EUR, wenn 4 Dienste im Tertial geleistet werden

Noten

Team/Station
6
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
5
Unterricht
3
Betreuung
5
Freizeit
2
Station / Einrichtung
5
Gesamtnote
6

Durchschnitt 5