Medizinstudenten helfen Medizinstudenten.

Berichte von PJ-Tertialen und Famulaturen weltweit. Kostenlos und unabhängig. Für ein besseres Medizinstudium.

Famulatur Rechtsmedizin in Universitaetsklinikum Hamburg-Eppendorf (8/2015 bis 8/2015)

Station(en)
-
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Hamburg
Kommentar
Ich hatte mich sehr auf meine Famulatur in der Rechtsmedizin gefreut und mich fast 1 Jahr im Voraus hierauf beworben, da ich das Thema faszinierend fand und unbedingt einmal in dieses doch sehr spezielle Fach hineinschnuppern wollte. Leider stellte sich die Famulatur als ziemlicher Flopp heraus, sodass ich sie letztlich bereits nach einer Woche abgebrochen habe. Dies lag in erster Linie nicht an den �rzten dort, die im Gro�en und Ganzen sehr nett und durchaus engagiert waren, sondern ganz grunds�tzlich an der Organisationsstruktur der Famulatur.

Zun�chst wird man als Famulant am Institut nicht integriert. Man wird in ein Zimmer mit Computer gesetzt, dass f�r Famulanten, PJler und Doktoranden gedacht ist, und muss sich um wirklich alles, was man sehen und tun m�chte, selbst k�mmern. Kaum jemand nimmt gro� Notiz von einem und wenn man den Tag halbwegs mit Inhalten f�llen m�chte, muss man unerm�dlich nachfragen, nachhaken und sich den �rzten fast schon penetrant aufzwingen. Das w�re an sich kein Problem, man ist schlie�lich erwachsen und kann sich durchaus selbst organisieren. Es gab jedoch einfach nicht gen�gend M�glichkeiten hierf�r.

Die einzige feste Veranstaltung ist die t�gliche Obduktion. Je nach Tageslage werden mehre Leichen seziert, wobei i.d.R. nur 1-2 Sektionstische gleichzeitig laufen. Man selbst darf als Famulant nur bei Verwaltungsleichen selbst Hand anlegen und auch dort vornehmlich primitive einzelne Schnitte unter Aufsicht durchf�hren. Es gibt keine St�hle und so steht man vornehmlich mit zunehmenden R�ckenschmerzen jeden Tag von 8 bis 11 oder 12 Uhr im kalten Keller stumm daneben, w�hrend ein Arzt seziert, und langweilgt sich sehr bald. Nat�rlich variieren die Leichen von Zeit zu Zeit, aber das grobe Obduktionsprozedere ist immer dasselbe und extrem schnell eint�nig, wenn man selbst nichts machen darf. Dazu kommt, dass wir 3 Famulanten und 2 PJler waren und selbst bei den wenigen Leichen, wo man selbst etwas h�tte machen k�nnen, maximal 1 Helfer pro Arzt sinnvoll ist. So gingen also konstant 3-4 Leute leer aus und im Zweifel wurden ohnehin eher die PJler ans Messer gelassen als die Famulanten.

Ich pers�nlich interessierte weniger f�r die Obduktionen sondern war von vornherein eher an den �brigen Inhalten der Rechtsmedizin interessiert: die Ambulanz, Au�eneins�tze, Drogenfahrten, Gerichtstermine und Toxikologie. Auch hier ergaben sich keine M�glichkeiten. Die Ambulanz hat etwa 2 - 4 Patienten am Tag, die im Abstand von oft > 1 h eintrudeln. Hier st�rzen sich wiederum alle Studenten drauf und unterm Strich darf immer nur einer mit ins Untersuchungszimmer. Zudem wird man als Mann gerade bei interessanten F�llen (z.B. Sexualstraftaten) sofort abgeblockt, wenn die Patientin eine Frau ist. Die Kr�nung war ein Au�eneinsatz im Bundeswehrkrankenhaus, wo ich 30 min mit hin gefahren bin, sofort beim Ankommen f�r die k�rperliche Untersuchung vor die T�r geschickt wurde und im Anschluss 30 min zur�ck zum Institut gegurkt bin. Hierbei ging es nicht einmal um ein heikles Thema sondern um eine einfache Pr�gelei. Wo da jetzt der Weltuntergang gewesen w�re, wenn ich als Medizinstudent mit dabei gewesen w�re, verstehe ich bis heute nicht. Dazumal es lachhaft war, mich f�r eine reine Rundfahrt durch Hamburg �berhaupt mitzunehmen.

Andere Exkurse sind durchaus m�glich, z.B. das Mitfahren um 6 Uhr morgens zum Krematorium. Das ist sehr interessant und es gab sogar eine kurze inoffizielle F�hrung durchs Haus vom Inhaber! Allerdings dauert so ein Einsatz auch nur 2 Stunden, man macht es 1x und hat dann sofort wieder das Problem, den Tag irgendwie rum kriegen zu m�ssen.

Ein gro�er Vorteil der fehlenden Organisation ist, dass man im Prinzip gehen kann, wann man will. Oft schon zwischen 11 und 12 Uhr, wenn die Obduktionen rum, ein Student in die Ambulanz geht und der Rest nichts mehr zu tun hat. Wer einfach nur eine billige Famulaturbescheinigung haben m�chte, kann hier sehr entspannt seine 4 Wochen absitzen. F�r jemanden, der von au�erhalb von Hamburg extra jeden Tag aus einem anderen Bundesland zur Uni pendelt, und eigentlich sehr interessiert am Fach war, stellt sich die Situation hingegen in erster Linie extrem frustrierend dar.

F�r mich war der "Famulaturversuch" daher ein totaler Reinfall. Die �rzte waren zwar freundlich, gelernt habe ich aber nichts. Selber machen durfte ich auch nichts. Und wenn man dann nicht Feuer und Flamme f�rs tatenlose Hospitieren bei Obduktionen noch und n�cher ist, bleibt nicht mehr viel �brig. Zudem wude ich �fters sehr unsch�n von den Pr�parationsassistenten aus dem Nichts heraus f�r Dinge angepflaumt, die ich �berhaupt nicht getan hatte (Arzt kommt, deckte Leiche ab, guckt kurz r�ber, geht erstmal wieder. Pr�parationsassistent kommt, sieht die abgedeckte Leiche und schei�t mich an, ich soll gef�lligst die Finger davon lassen, das sei immerhin Beweismaterial. Ah ja ...).

Ich m�chte nicht ausschlie�en, das man hier eine interessante Famulatur verbringen kann, wenn man eine Zeit ohne viele andere Studenten am Institut erwischt, die sich gegenseitig die Inhalte wegschnappen, und gleichzeitig vor allem begeistert von Obduktionen ist. F�r mich hingegen war das ein gro�e Entt�uschung.
Bewerbung
10 Monate im Voraus mit st�ndigem Nachhaken per E-Mail und Telefon, um �berhaupt eine Antwort zu bekommen.
Unterricht
Kein Unterricht
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
3
Unterricht
6
Betreuung
6
Freizeit
1
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
5

Durchschnitt 3.87